Nachtschicht über den Dächern von Zürich

Auf dem Dach des Hauptbahnhofs

Zwei Nächte, strömender Regen, 25 Meter über den Gleisen - und ein Kran, der nicht neben dem Bahnhof steht, sondern direkt darüber. Was auf den ersten Blick selbstverständlich wirkt (schliesslich sieht man Krane überall scheinbar mühelos aufgebaut), war das Ergebnis monatelanger Planung und millimetergenauer Umsetzung.

 

„In dem Moment, als der Pneukran aufgefahren ist, war ich ziemlich angespannt."  - Sandro Usznula, Prozessmanagement Bau RPG

 

Kurz nach Mitternacht fuhr der erste Schwertransporter vor. Während Zürich langsam zur Ruhe kam, begann auf dem Dach des Hauptbahnhofs ein Einsatz, der uns allen in Erinnerung bleiben wird. 13 Schwertransporte, millimetergenaue Arbeit bei Nacht, unter laufendem Bahnbetrieb. Kein Spielraum für Fehler.

 

Warum ein Kran auf dem Dach?

Das denkmalgeschützte, wellenförmige Dach des Nordtrakts weist Undichtigkeiten auf und muss umfassend saniert werden. Gleichzeitig werden sämtliche Oberlichtverglasungen ersetzt, für mehr Energieeffizienz, bessere Belichtung und langfristige Funktionalität. Dafür braucht es ein Dach über dem Dach: ein Notdach.

Dass der Kran nicht auf dem markanten Dach montiert wird ist klar. Denn eine Decke eines Bahnhofs ist statisch für keinen Kran dieser Grösse ausgelegt. Die Lösung: Auf dem bestehenden Liftschacht wurden spezielle Kranfundamente inkl. einem Stahlportal montiert. Dieses Portal trägt den Kran und leitet die entstehenden Kräfte gezielt über den Liftschacht bis ins 4. Untergeschoss ab – dorthin, wo die Tragfähigkeit des Bauwerks ausreichend ist.

 

"Jeder Handgriff muss sitzen, besonders bei Nacht, bei Regen und in dieser Höhe.“ -  Adrian Reinert, Prozessmanagement Bau RPG

 

Ein Jahr Planung. Zwei Nächte Umsetzung

Die Planung dieses Standorts dauerte über ein Jahr. Drei Ingenieurbüros führten Variantenstudien und statische Berechnungen durch. Die Umsetzung erfolgte in zwei intensiven Nachtschichten. Das Team von Kaufmann Turmkrane AG montierte den Kran mit beeindruckender Präzision - trotz widriger Bedingungen.

 

„Die Geschwindigkeit der Kranbauer, die wie Seiltänzer hin und her balancierten, war unglaublich – wir mussten uns beeilen, mit dem Fotografieren hinterherzukommen.“ - Nora Brumm, Fotografin, foundbyheart photography

 

Der neue Nordtrakt

Der Umbau des Nordtrakts ist mehr als nur das Dach. Auf rund 5'000 m² entstehen neue Retail- und Büroflächen. Der Entwurf von Spillmann Echsle Architekten schafft offene, lichtdurchflutete Räume auf zwei Ebenen, mit Respekt für die historische Substanz und unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes. Die ehemalige SBB-Tickethalle wird neu von einem grossen Flagshipstore genutzt.

 

Für die Righetti Partner Group AG ist dieses Projekt ein Leuchtturm. Technisch komplex, städtebaulich bedeutend und mitten im öffentlichen Raum. Als Subplaner von Spillmann Echsle Architekten verantwortet RPG zentrale Aufgaben wie:

• Kostenkalkulation
• Terminplanung, Meilensteinmanagement
• Submission sämtlicher Gewerke
• Die örtliche Bauleitung

Der Kran steht und mit ihm ein Stück Zukunft über den Gleisen von Zürich. Solche Projekte entstehen nicht jeden Tag. Sie gelingen, wenn viele Menschen mitdenken, mitplanen und mitanpacken - auch bei Regen, auch mitten in der Nacht.

Danke an alle Beteiligten!

 

@Kaufmann Turmkrane AG

@SBB Immobilien

@Spillmann Echsle Architekten

Aegerter & Dr. O. Bosshardt AG

@foundbyheart photography